Oral-History-Archiv WIR SIND AVANTGARDE!

Oral-History-Archiv WIR SIND AVANTGARDE!

  • Projektträger Staatliche Kunstsammlungen Dresden

Oral-History-Archiv WIR SIND AVANTGARDE!


Ein digitales Dokumentations- und Forschungsprojekt mit filmischen Gesprächen zur Geschichte des Archivs der Avantgarden (ADA) – Egidio Marzona

Mit der Schenkung des Archivs der Avantgarden (ADA) von Egidio Marzona erhielten die Staatlichen Kunstsammlungen Dresden eine der bedeutendsten privaten Kunstsammlungen der Welt. Das ADA umfasst rund 1,5 Millionen Kunstwerke, Objekte, Fotografien, Dokumente, Bücher, Zeitschriften und andere Materialien, die die Avantgarden des 20. Jahrhunderts in ihren künstlerischen und politischen Ansätzen, Gedanken und Leidenschaften, ihren sozialen Strukturen wie in ihren Utopien erlebbar machen. 

Das ADA wird im Mai 2024 im umgebauten Dresdner Blockhaus als ein neues institutionelles Format eröffnet: als Hybrid zwischen Forschungszentrum, Archiv und Museum. Parallel zu der Entstehung dieser Institution nutzt das Projekt WIR SIND AVANTGARDE! die einmalige historische Chance, Hintergründe und Vorgeschichte des Archivs – etwa Vision, Aufbau, Entwicklung, historischer Kontext und Provenienzen – in filmisch aufgezeichneten Gesprächen mit einschlägigen Protagonist:innen zu erkunden und zu reflektieren. Konzeptuell ist das Projekt ein wichtiger Baustein des ADA, um dessen einzigartigen Charakter zu erforschen. 

Angesichts des fortgeschrittenen Alters vieler Protagonist:innen entsteht die Brisanz, ihre zugleich höchst persönlichen und historisch-gesellschaftlich relevanten Sichtweisen, Wissensbestände und Erfahrungen zu dokumentieren, die dieses unvergleichbare Archiv erst ins Leben gerufen haben. Schließlich geht es auch um die Klärung von Provenienzen sowie der Entstehungsgeschichte der Sammlung.

Um den reichen Fundus des mit den Filmen eingefangenen spezifischen Wissens für Vermittlung und Forschung zugänglich zu machen, werden die Gespräche verschriftlicht, behutsam redaktionell bearbeitet und verschlagwortet sowie aus verschiedenen Sprachen ins Deutsche und Englische übersetzt. Auf diese Weise werden sie Teil des im Zuge der Dokumentation der Sammlung entstehenden digitalen Archivs und tragen dazu bei, das ADA zu einem international ausstrahlenden Forschungsort der Zukunft zu machen. Das Projekt folgt dabei dem Gedanken von Egidio Marzona, dem Gründer des ADA, die künstlerischen und gesellschaftlichen Impulse dieses Archivs für kommende Generationen fruchtbar werden zu lassen. So bezeichnet der Titel WIR SIND AVANTGARDE! sowohl die beteiligten Protagonist:innen als auch den Ansatz, über die Methode der Oral History den vielschichtigen Gehalt des Archivs der Avantgarden zu erschließen.

Das zentrale Ziel von WIR SIND AVANTGARDE! ist die Erschließung und Erhöhung der internationalen Sichtbarkeit des Archivs der Avantgarden – Egidio Marzona. In der Praxis bedeutet es, mit dem Filmmaterial vielfältige Zugänge zu der Sammlung zu ermöglichen, sei es als Primärquelle für Besucher:innen und Wissenschaftler:innen, in Ausstellungszusammenhängen oder auch in den Sozialen Medien. Für die Nutzer:innen des Archivs – vor Ort im Blockhaus oder online – sollen die Filmsequenzen zu einzelnen Objekten und Konvoluten zunächst einen Anreiz bilden, sich tiefer mit der Sammlung zu beschäftigen. Für diese vielfältigen Zwecke wird ein online zugängliches „Archiv des Archivs“ geschaffen, in dem die Filme sowie deren Transkriptionen präsentiert werden. Damit können sie unter unterschiedlichsten Fragestellungen für Vermittlung, Recherche und Forschung genutzt werden. 

Das Projekt zielt inhaltlich darauf ab, nach einem erweiterten Prinzip der Oral History dieses „Gewebe“ zwischen den unzähligen Objekten des ADA untereinander sowie zwischen ihnen, dem Sammler und den mit seinem Projekt verbundenen Menschen zu erkunden. In Gesprächen mit Egidio Marzona selbst, mit Galerist:innen, über die er Archive erwarb, mit Künstler:innen, deren Werke er in seinen Bestand aufnahm, mit anderen Sammler:innen, mit Nachfahren und Nachlassverwalter:innen, die ihm Nachlässe anvertrauten, und mit zahlreichen anderen Personen seines weltumspannenden Netzwerks geht es um die Geschichte einzelner Objekte, um die damit verbundenen künstlerischen und gesellschaftlichen Fragen und Visionen sowie um die Beziehungen und Geschichten zwischen den Menschen, die für diese Objekte wie für ihre Zusammenstellung in der Sammlung von Bedeutung waren. Die Protagonist:innen und vor allem Egidio Marzona selbst erzählen ihre Geschichten zu den Objekten, Sammlungen und Archiven sowie zu übergeordneten Fragestellungen. Die Gespräche werden aufgezeichnet an einschlägigen, der Öffentlichkeit üblicherweise verborgenen Orten, teils in umsichtig geplanten und gesetzten Settings, teils ad hoc etwa bei der Übergabe einer Sammlung. Über das Zeigen, Sprechen und Agieren der Protagonist:innen in der Materialvielfalt der jeweiligen Teilsammlung wird damit etwas von dem eingefangen, was jenseits der (ihrerseits höchst vielschichtigen) Materialität der Archivalien liegt und sie auf unterschiedliche Weise zum Sprechen bringen kann.

Online verfügbar unter: https://archiv-der-avantgarden.skd.museum/oral-history

Laufzeit
laufend seit 2020

Projektleitung
Monika Branicka und Dr. Pirkko Rathgeber

Projektträger
Staatliche Kunstsammlungen Dresden / Archiv der Avantgarden – Egidio Marzona: Dr. Rudolf Fischer, Leitung ADA; Friederike Fast, Wiss. Mitarbeiterin ADA / Kuratorin; ada@skd.museum 

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