Japan–Paris–Dresden

Japan–Paris–Dresden

  • Projektträger Staatliche Kunstsammlungen Dresden

Japan–Paris–Dresden. Utamaro, Hokusai, Hiroshige und die internationale Grafik um 1900 im Dresdner Kupferstich-Kabinett

Die herausragende Japan-Sammlung des Kupferstich-Kabinetts der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden (SKD) steht im Zentrum eines in Zusammenarbeit mit Kolleginnen und Kollegen aus Japan, der Schweiz und Deutschland durchgeführten und bis 2026 terminierten Forschungsprojektes. Ziele sind die Erschließung und Online-Stellung des umfangreichen Bestandes und die Präsentation und Vermittlung in einer an ein internationales Publikum und Fachpublikum gerichteten Ausstellung. Ein besonderes Anliegen wird es sein darüber hinaus auch die Manga-begeisterte jüngere Generation anzusprechen und neue Displayformate zu entwickeln.

Zielstellung des Forschungsprojekts

Im Zentrum des Forschungsprojektes steht die inhaltliche Erschließung der historischen Japan-Sammlung sowie die kunsthistorische Einordnung des gesamten Bestands mit neuen methodischen Ansätzen. Zum einen stehen sammlungsgeschichtliche und -politische Aspekte im Fokus, zum anderen werden die historische und die heutige europäische Rezeption japanischen Perspektiven gegenübergestellt. Dazu zählt auch, ursprüngliche, nachfolgende wie auch alternierende Funktionen und Lesarten und dadurch bedingte Bedeutungswandel zu untersuchen. Aus diesen Fragestellungen heraus sollen nicht nur Aspekte historischer Forschung bearbeitet werden; diese dienen vielmehr auch als Grundlage, neue Konzeptionen für die Ausstellung zu entwickeln – etwa ist zu überlegen, wie die poetisch-bildlichen Geschenkgrußkarten, Surimono, oder die als temporäre Raumdekoration angelegten Pfostenbilder mit Bezug auf ihre Geschichte und Funktion präsentiert werden können. Ein anderes Thema könnte sein, das Aufgreifen des bis heute in Asien wie in Europa und Amerika beliebten chinesischen Epos der „Räuber vom Liangh Shan Moor“ in der japanischen Grafik und bis hin zu Comics und Computerspielen zu verfolgen und nach dessen Begriff von Heldentum, Ritterlichkeit und Gewaltverherrlichung zu fragen.

Die erste Projektphase umfasst zunächst die wissenschaftliche Bearbeitung mit der ikonografischen Erschließung der Motive, der Klärung, ob es sich um Einzelblätter handelt oder um Serien, der Ermittlung von Künstlern und Verlegern sowie Auflagenhöhen, der Festlegung von Datierungen und dem Transkribieren und Übersetzen von Beschriftungen. Die Ergebnisse werden anschließend online gestellt. Diese Arbeit wird maßgeblich von Hans Bjarne Thomsen geleistet, von 2007 bis 2023 Lehrstuhlinhaber für Kunstgeschichte Ostasiens an der Universität Zürich und einer der anerkanntesten und weltweit bestens vernetzten Experten auf diesem Gebiet. Aufgebaut wird auf einem von 2016 bis 2018 von Prof. Dr. Ryo Akama (Ritsumeikan Universität Kyoto) geleiteten Erfassungsprojekt zum weltweiten Bestand an japanischen Farbholzschnitten. Diese erste Phase, die durch die Ishibashi Foundation gefördert wird, soll 2024 abgeschlossen werden. 

Eine wichtige Grundlage für die wissenschaftliche Bearbeitung bilden kunsttechnologischeUntersuchungen und die Restaurierung zentraler Werke. So lassen sich z. B. im Zuge der Abnahme alter Kaschierungen Hinweise auf Vorbesitzer finden, durch zerstörungsfreie Pigmentanalysen Datierungen präzisieren und Originale von späteren Nachdrucken unterscheiden. Hieran arbeitet zusammen mit den hausinternen Restauratoren seit fünf Jahren Mayumi Nishikawa, die Ende 2023 als feste Mitarbeiterin im Kupferstich-Kabinett übernommen werden konnte. Sie ist eine ausgewiesene Spezialistin für die Restaurierung ostasiatischer Papierarbeiten. Durch ihre Kontakte zu japanischen Restauratoren, allem voran zu der renommierten Werkstatt von Masaki Utsunomiya, Shubi Ltd., in Kyoto, sollen neues Wissen und Methoden Eingang in die Bearbeitung finden. So werden in der Werkstatt des Kupferstich-Kabinetts beginnend im Juni 2024 bei mehreren Gast-Aufenthalten ausgewählte Werke in Zusammenarbeit mit Kolleg:innen aus Kyoto restauriert, um neben der eigentlichen Durchführung der Restaurierung methodische Herangehensweisen und Zielstellungen zu diskutieren.

Weitere Unterstützung erfährt das Projekt durch die Kooperation mit den Museen aus dem Verbund der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden, insbesondere der Porzellansammlung, dem Kunstgewerbemuseum und dem Völkerkundemuseum, sowie mit japanischen Kolleginnen und Kollegen. Zu eruieren ist auch, ob weitere Partner wie etwas das ADA für Kooperationen oder anknüpfende Projekte in Betracht kommen können, etwa mit einem Diskurs über die Japan-Filme von Lutz Dammbeck.

Wichtige Ansprechpartner:innen auf japanischer Seite sind Prof. Dr. Naoki Sato (Tokyo University of the Arts) und Dr. Yuko Ikeda (Mitsubishi Ichigokan Museum, Tokyo), mit denen das Kupferstich-Kabinett seit vielen Jahren in Austausch steht. 

Präsentation der Ergebnisse

Die Ergebnisse des Forschungsprojekts sollen 2026 in einer Ausstellung im Residenzschloss und, nach Möglichkeit der konservatorischen Anforderungen, auf weiteren Ausstellungsstationen in Japan präsentiert werden.

Zur Ausstellung wird ein Katalog in Deutsch und Englisch, möglichst auch in Japanisch erarbeitet.

Vorgesehen sind in diesem Kontext erneut Studienaufenthalte und Workshops von japanischen und deutschen Studierenden und Restauratorinnen und Restauratoren in Dresden, um sich in den aktuellen Diskurs zu internationalen kulturellen Verbindungen einzubringen und den Austausch über japanische Restaurierungstechniken zu befördern. Darüber hinaus steht das Dresdner Team mit japanischen Museumskolleginnen und -kollegen bei der Erarbeitung von spezifischen, durch die Herkunft und vormalige Funktion der Werke inspirierten Displayoptionen im Austausch.

Laufzeit

September 2023 - Dezember 2026

Projektleitung

Petra Kuhlmann-Hodick, Oberkonservatorin Kupferstich-Kabinett

Projektteam

Direktion: Dr. Stephanie Buck

Wissenschaftliche Bearbeitung: Prof. Dr. Hans Bjarne Thomsen, Universität Zürich in Zusammenarbeit mit Dr. des. Sabine S. Bradel, Zürich, und Liliane Wiblishauser M.A., Dresden

Digitalisierung: Prof. Dr. Ryo Akama, Ritsumeikan Universität, Kyoto, in Zusammenarbeit mit der Fotowerkstatt des Kupferstich-Kabinetts und den Teams in der digitalen Erfassung und im Studiensaal

Restaurierung, Konservierung und technische Analysen: Olaf Simon und Mayumi Nishikawa

Beratung: Dr. Masaki Utsunomiya, Shubi Co., Ltd. Kyoto

Projektassistenz: Liliane Wiblishauser M.A., Dresden

Einblicke

Partner

Ishibashi-Foundation

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