Die Dresdner Antiken – Paradigma des modernen Kunstwerks
- Projektträger Staatliche Kunstsammlungen Dresden
Die moderne Vorstellung vom Kunstwerk entstand nicht innerhalb einer gegen die Wirklichkeit abgeschlossenen Selbstbewegung der Diskurse, sondern auch in der sinnlichen Auseinandersetzung mit konkreten materiellen Gebilden. Unter diesen nehmen die Dresdner Antiken eine besondere Rolle ein. Alle bedeutenden deutschen Theoretiker derjenigen Epoche, in welcher die Vorstellung vom modernen Kunstwerk entstand, verfügten über eine Erfahrung der Dresdner Antiken. Das moderne Konzept vom Kunstwerk entstand jedoch nicht nur als ein Nachdenken über diesen Gegenstand, sondern als eine soziale Praxis, in welcher Menschen in bestimmter Weise mit materiellen Gebilden interagierten, so dass Menschen wie Objekte einen Wandel erfuhren. Hier hat der Umgang mit den Dresdner Antiken historisch eine besondere Rolle gespielt. Die Absage an die Antike und die Antiken, wie sie 2010 im Katalog zum Dresdner Museum der Moderne formuliert wurde, ist eine Absage an die Vorstellung vom Kunstwerk als zeitlos gültiges Absolutes, wie sie die Moderne charakterisiert, zugunsten eines postmodernen historizistischen ästhetischen Relativismus. Die geplante historische Studie soll den Zusammenhang zwischen der bis zur Sakralisierung gehenden Hochschätzung der Dresdner Antiken und der Entstehung der modernen Vorstellung vom Kunstwerk darlegen, damit die ab 2017 wieder sichtbaren Dresdner Antiken nicht als nostalgische Reminiszenz an ein biedermeierliches Dresden, sondern als wichtige Komponente im Prozess der Moderne wahrgenommen werden und auf diese Weise ein neuer produktiver Umgang mit ihnen ermöglicht wird.
Januar 2014 - Dezember 2022
Dr. Stephan Koja, Direktor Skulpturensammlung bis 1800
Dr. Rene Sternke (Berlin)