Die Bedeutung der Stempelstellung für die Interpretation römisch-republikanischer Münzen
- Projektträger Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG)
- Abgeschlossen
Mit der Stempelstellung, die sich aus dem Zueinander von Vorderseiten- mit Rückseitenstempel beim Prägevorgang ergibt, soll ein bisher unbeachtetes Interpretationskriterium für die Münzen der Römischen Republik genutzt werden. Da ihre Regelmäßigkeit (12h/6h) bzw. Unregelmäßigkeit im Mittelmeerraum eine stabile lokale Tradition darstellte, lässt sie Rückschlüsse auf das Prägegebiet, bisweilen gar den Prägeort zu, darüber hinaus aber auch auf die Datierung und die Bedeutung der Bilder römisch-republikanischer Münzen. Die Hauptfelder, in denen das Forschungsprojekt historisch-numismatische Erkenntnisse erwarten lässt, sind die früheste römische Münzprägung des 3. Jahrhunderts v. Chr. vor Einführung des Denars, die stadtrömischen Münzen der Jahre zwischen 78 und 50 v. Chr. sowie die imperatorischen Prägungen des 1. Jahrhunderts v. Chr. (Sulla, Pompeius, Caesar, Octavian, Antonius, Brutus und Cassius).
Aufbau einer Datenbank, die die Stempelstellungen von mehr als 20.000 römisch-republikanischen Münzen dokumentiert. Diese Datenbank soll bei Abschluss des Projekts der numismatischen Forschung online zur Verfügung gestellt werden; historisch-numismatische Auswertung der Datenbank und Publikation der Forschungsergebnisse.
August 2012 - Juli 2014
Dr. Wilhelm Hollstein
Dr. Florian Haymann (Münzkabinett)
Prof. Dr. Martin Jehne (Lehrstuhl für Alte Geschichte, Technische Universität Dresden)
Das Forschungsprojekt hatte zum Ziel, das Methodenspektrum der römisch-republikanischen Numismatik um ein neues, produktionsbedingtes Kriterium zu erweitern und dieses für die Interpretation der Münzen nutzbar zu machen. In den Handbüchern zur Münzprägung der römischen Republik, zuletzt in Michael Crawfords „Roman Republican Coinage“ (Cambridge 1974), fehlt nämlich jegliche Notation der Stempelstellung, also des Zueinanders von Vorder- und Rückseitenstempel beim Prägevorgang, und ein kurzer Blick auf die republikanischen Münzen bei François de Callataÿ, der in seiner Monographie „Les monnaies grecques et l’orientation des axes“ (Mailand 1996) die Ausbreitung der regelmäßigen Stempelstellung im gesamten Mittelmeerraum bei den griechischen Münzen nachgezeichnet hat, verdeutlicht die Relevanz dieses Kriteriums: da sich die Regelmäßigkeit oder Unregelmäßigkeit der Stempelstellung zu einer stabilen lokalen Tradition in den über den Mittelmeerraum verteilten Münzstätten entwickelte, sind daraus Folgerungen auf das Prägegebiet, ja zuweilen sogar auf den Prägeort der römisch-republikanischen, vor allem der imperatorischen Münzen zu ziehen.
Das ursprüngliche Untersuchungsprogramm war auf drei thematisch-chronologisch besonders vielversprechende Bereiche fokussiert: die Zeit der frühesten römischen Münzprägung in Gold, Silber und Bronze vor Einführung des Denars (ca. 300–211 v. Chr.), die Denarprägung zwischen den Bürgerkriegen des 1. Jh. v. Chr. (78–50 v. Chr.) und die imperatorischen Prägungen des 1. Jh. v. Chr. (Sulla, Caesar, Brutus und Cassius, Octavian und Marcus Antonius). Die historisch-numismatische Auswertung musste allerdings aus personellen Gründen auf den ersten und dritten Themenbereich reduziert werden. D. h. aber auch, dass die konsequente Auswertung der Stempelstellung republikanischer Münzen noch nicht abgeschlossen ist und weiteren Erkenntnisgewinn erwarten lässt.
Als Grundlage der interpretatorischen Arbeit wurden in vier den Untersuchungsschwerpunkten zugeordneten Arbeitsdatenbanken nahezu 22.000 Einträge vorgenommen, die den Bearbeitungsstand von Mitte 2014 abbilden. Sie stellen die Stempelstellung (= Stst) aller römisch-republikanischen Typen aus den Zeiträumen der genannten Untersuchungsschwerpunkte für eine prozentuale Auswertung bereit. Diese können von dieser Homepage heruntergeladen werden und stehen damit für eine weitere Auswertung zur Verfügung.
Die in den Arbeitsdatenbanken enthaltenen Münzen sind wie folgt zitiert:
Eine komprimierte Auswertung der Stempelstellung der römisch-republikanischen Münzen findet sich in: F. Haymann/W. Hollstein/M. Jehne, Neue Forschungen zur Münzprägung der Römischen Republik. Beiträge zum Kolloquium im Residenzschloss Dresden 19.-21. Juni 2014 (= Nomismata, Historisch-numismatische Forschungen 8), Bonn 2016, S. 394-410.
Auf dieser Homepage ist außerdem die noch in Bearbeitung befindliche Grundlage der geographischen Verteilungskarten einsehbar, welche die in den Münzstätten des Mittelmeerraumes zwischen ca. 80 und 30 v. Chr. gebräuchliche Stempelstellung abbilden und die unterschiedlichen lokalen Traditionen offenlegen. Auf diese Karten sind besonders die imperatorischen Prägungen aus der 2. Hälfte des 1. Jh. v. Chr. zu projizieren. Sie sind abgedruckt in: F. Haymann/W. Hollstein/M. Jehne (s. o.), S. 411-417.
Mehrere Publikationen zum Thema „Stempelstellung römisch-republikanischer Münzen“ sowie Ergebnisse des Forschungsprojekts liegen vor:
Darin enthalten:
Außerdem: