Projektträger: Staatliche Kunstsammlungen Dresden

Die italienischen Zeichnungen des 16. Jahrhunderts
Die italienischen Zeichnungen des 16. Jahrhunderts
Kurzbeschreibung
Als eines der traditionsreichsten und umfänglichsten Spezialmuseen für Kunst auf Papier besitzt das Dresdner Kupferstich-Kabinett eine Sammlung italienischer Altmeisterzeichnungen von internationalem Rang. Nicht zuletzt sind Arbeiten der Hoch- und Spätrenaissance in großer Fülle vorhanden. An italienischer Zeichenkunst dieser Epoche, die in etwa das 16. Jahrhundert umfasst, besitzt das Kabinett etwa 500 Einzelblätter sowie sechs gebundene Alben mit fast 600 Darstellungen. Darunter sind einerseits hochberühmte Blätter und andererseits eine Vielzahl qualitätvoller Arbeiten, die der Forschung und erst recht einem breiteren Publikum bisher weitgehend unbekannt geblieben sind.
Das laufende Projekt dient der Erforschung und Katalogisierung dieser bedeutenden Bestandsgruppe. Inhaltlich schließt es an die 2006 und 2014 vorgelegten Bestandskataloge der italienischen Zeichnungen des 15. Jahrhundert an, in denen einige hier relevante Künstler mit Frühwerken vertreten sind. In methodischer Hinsicht liegt angesichts der Fülle und Diversität des Materials besonderes Augenmerk auf dem Dialog mit internationalen Fachkolleg*innen.
Katalogisierung im Dialog
Im Projektverlauf werden die relevanten Blätter nach und nach über die Online Collection der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden publiziert. Bewusst werden dabei auch Blätter veröffentlicht, zu denen noch Forschungsbedarf besteht, ebenso Werke aus dem frühen 17. Jahrhundert. Gruppiert nach Schulen finden sich die bisher online gestellten Zeichnungen außerdem über untenstehende Links. Hinweise zu den Werken – z. B. per Email – sind jederzeit willkommen.
Zu den Zeichnungen in der Online Collection
Die im Dialog mit Projektbeteiligten und anderen Fachkolleg*innen ergänzten Daten, Ergebnisse, Hinweise und Überlegungen zu den Zeichnungen in Dresden werden laufend in der museumseigenen Objektdatenbank dokumentiert und der Forschung auf Anfrage zugänglich gemacht. Mittelfristig soll daraus ein gedruckter, umfassend kommentierter Bestandskatalog entstehen. Dabei wird ein besonderes Format des digitalen Forschungsdiskurses erprobt, indem Teilnehmer*innen über die frei im Netz verfügbaren Daten hinaus passwortgeschützt Zugang zu einem regelmäßig aktualisierten Arbeitsstand der Katalogisierung erhalten und eingeladen sind, diesen zu kommentieren.
Erste Projektphase
Ausstellung
Eine Auswahl von rund 100 Blättern wurde 2018 im Rahmen der Ausstellung »Im Reich der Möglichkeiten – Italienische Zeichnungen des 16. Jahrhunderts« der Öffentlichkeit präsentiert, darunter zahlreiche unpublizierte Werke und manche Neuentdeckung.
Der gewählte Titel »Im Reich der Möglichkeiten« spielte auf die zentrale Rolle der Zeichnung bei der Entwicklung von Bildideen ebenso an wie auf die Freiheiten, die das Medium als eigenständige Kunstform bietet. Ebenso sollte der nie ganz abzuschließende Prozess der Zuschreibung und inhaltlich-funktionalen Einordnung von Altmeisterzeichnungen für das Publikum transparent werden. Da diese Bewertungen wie die Zeichnungen selbst immer durch ihren zeitlichen Kontext geprägt sind, galt ein Schwerpunkt der Präsentation auch der über vier Jahrhunderte umspannenden Erwerbungs- und Sammlungsgeschichte.
Einen ergänzenden Überblick über die Sammlung und deren Erwerbungsgeschichte bietet ein anlässlich der Ausstellung veröffentlichtes Leporello, das dankenswerterweise durch die Wolfgang Ratjen Stiftung ermöglicht wurde.
Workshop und »Traveling Seminars«
Die Ausstellung bot den Rahmen für einen internationalen Workshop. Erfahrene Fachkollegen kamen dabei mit Nachwuchskurator*innen zusammen, um die Dresdner Zeichnungen des Cinquecento wie auch aktuelle Fragen des Kuratierens und des Katalogisierens komplexer Bestände im digitalen Zeitalter zu erörtern. Der Workshop wurde anteilig von der Wolfgang Ratjen Stiftung und durch das Förderprogramm »The Paper Project. Prints and Drawings Curatorship in the 21st Century« der Getty Foundation finanziert.
Im Rahmen dieser Initiative unterstützte die Getty Foundation die Gruppe der Nachwuchskurator*innen zusätzlich in Form zweier »Traveling Seminars«, wovon das erste im Anschluss an den Workshop nach Leipzig, Berlin und Budapest führte. Im Juni 2019 folgte eine Reise nach Frankfurt, um die dortige bedeutende Sammlung italienischer Zeichnungen zu studieren. Sammlungsbesuche in Düsseldorf, Darmstadt und Stuttgart ergänzten das Programm. Entsprechend bot auch das zweite »Traveling Seminar« beste Bedingungen, um Fragen der Kennerschaft und der kuratorischen Praxis vertiefend und aus verschiedenen Blickwinkeln zu diskutieren.
Museumsstipendium an der Bibliotheca Hertziana in Rom
Eine wesentliche Unterstützung bei der wissenschaftlichen Bearbeitung der Blätter sowie bei der Vorbereitung der zweiten Projektphase war ein dreimonatiges »Museumsstipendium« an der Bibliotheca Hertziana - Max-Planck-Institut für Kunstgeschichte in Rom. Das Stipendium ermöglichte es Marion Heisterberg, die hervorragende Forschungsinfrastruktur dieser Institution zu nutzen und gleichzeitig die Diskussion zu den Dresdner Blättern mit Forscherkolleg*innen vor Ort zu vertiefen (01.07.–30.09.2019).
Team
Das Programm wurde durch die Direktorin des Dresdner Kupferstich-Kabinetts, Stephanie Buck, gemeinsam mit Gudula Metze und Chris Fischer als Senior Mentor (Kopenhagen, Statens Museum for Kunst, Center for Advanced Studies in Master Drawings) sowie, als Academic Advisor, Heiko Damm geleitet (Mainz, Johannes Gutenberg Universität).
Als Projektkoordinatorin des Kolloquiums sowie des ersten Traveling Seminars wirkte außerdem Marion Heisterberg maßgeblich an der Konzeption und Durchführung mit (01.06.–31.12.2018). Das zweite Traveling Seminar profitierte erheblich von der inhaltlichen wie organisatorischen Mitarbeit von Christoph Orth, der als Wissenschaftlicher Volontär zum Projekt-Team stieß (01.04.–30.11.2019).
Laufzeit
Mai 2017 bis September 2019
Zweite Projektphase
Aufbauend auf den Erfahrungen der ersten Projektphase steht nun die Katalogisierung der italienischen Zeichnungen des 16. Jahrhunderts im Fokus. Dabei sollen kunsthistorische Ansätze einschließlich der Provenienz- und Sammlungsgeschichte ebenso zum Tragen kommen wie kunsttechnologische Forschungen zur Materialität der Zeichnungen. Dank einer erneuten Förderung durch die Getty Foundation im Rahmen der Initiative »The Paper Project. Prints and Drawings Curatorship in the 21st Century« ist es möglich, auf dem Fundament eines breiten wissenschaftlichen Austauschs aufzubauen und Kolleg*innen verschiedener Fachrichtungen in die Katalogisierungsarbeit wie auch in die methodische Diskussion einzubeziehen. Insbesondere wird ein Symposium im Herbst 2020 Gelegenheit geben, Fragen der Erforschung und Vermittlung von Zeichnungen im digitalen Zeitalter zu diskutieren.
Laufzeit
Oktober 2019 bis April 2022 (Publikation des Katalogs voraussichtlich 2024)
Projektleiter
Gudula Metze, Konservatorin für italienische, französische und spanische Zeichnungen und Druckgraphik bis 1800 Kupferstich-Kabinett
Projektmitarbeiter der SKD
Lisa Jordan, Predoctoral Fellow, Kupferstich-Kabinett (01.03.–30.11.2020)
Direktorin Kupferstich-Kabinett
Stephanie Buck
Weitere Projektmitarbeiter der SKD
Olaf Simon, Papierrestaurator, Kupferstich-Kabinett
Johanna Ziegler, Papierrestauratorin, Kupferstich-Kabinett
Heidi Lachmann, Studentische Hilfskraft, Kupferstich-Kabinett (seit 01.01.2020)
Dr. des. Christoph Orth, Postdoctoral Fellow, Kupferstich-Kabinett (01.09.2020-31.05.2022)
Mentor
Chris Fischer, Kopenhagen, Statens Museum for Kunst, Center for Advanced Studies in Master Drawings
Partner

The Getty Foundation
Wolfgang Ratjen Stiftung, Vaduz
Weitere Projekte
01-01-14 - 31-12-16
Miniatur-Geschichten. Indien-Bilder in Barock und Romantik
Das Inventar des Kupferstich-Kabinetts von 1738 verzeichnet sechs Bände mit indischen Miniaturen und weitere, später als „Indica“ zusammengefasste Werke.
Forschungsprogramm: Europa / Welt
01-06-04 - 31-12-08
Museum und Kunst in totalitären Systemen
Die jüngere Geschichte der SKD als einer der größten europäischen Museumsverbünde, geprägt von Brüchen und Kontinuitäten, wurde erforscht und dargestellt.
Abgeschlossen