Christiane Ernek-van der Goes
- M.A. /
- Magister in Kunstgeschichte und Kommunikationswissenschaft
- Research Associate
Im Sommer 2008 begann für mich die spannende Forschungsarbeit zu den Möbeln des Paradeappartements des Dresdner Residenzschlosses. Im Werkvertrag für das Sächsische Immobilien und Baumanagement und in enger Kooperation mit dem Kunstgewerbemuseum sollte ich die seit den 1980er Jahren laufenden Recherchen zur mobilen Ausstattung der Paraderäume fortführen und ein Möblierungskonzept erstellen. Parallel zu dieser Aufgabe war ich außerdem innerhalb des Daphne-Projektes mit der Provenienzrecherche zu den Möbelbeständen des Kunstgewerbemuseums betraut.
Ab Frühjahr 2009 arbeitete ich dann vollständig für das Kunstgewerbemuseum: Ich übernahm die Ausstellungsassistenz und Projektkoordination der Sonderausstellung des Kunstgewerbemuseums „Still-Life. Stillleben von alten Meistern und Gabriella Gerosa“, und führte innerhalb des Museum die Recherchen zu den Parademöbeln fort. Außerdem betreue ich seit dem den Sammlungsbereich Möbel wissenschaftlich und habe in diesem Rahmen an verschiedenen Ausstellungs- und Restaurierungsprojekten mitgearbeitet. Eines dieser Projekte war die Einrichtung des Schaudepots zu den Deutschen Werkstätten, das ich von der Idee über die Konzeptentwicklung bis hin zur Umsetzung betreut habe.
Aus der Untersuchung der Parademöbel destillierte sich für mich ein weiteres Forschungsthema heraus: Die Möbel des Pariser Ébénisten Jean-Pierre Latz (1619-1754). In der Auseinandersetzung mit dem Bestand der Möbel des Kunstgewerbemuseums wurde für mich deutlich, dass es sich um die weltweit größte Sammlung seiner Arbeiten handelt. Durch die sehr authentischen Zustände der Stücke, ihre lückenlose Provenienz und das Vorhandensein von Signaturen handelt es sich um eine Referenzsammlung, die einen einmaligen Ausgangspunkt für die Forschung zu Latz ermöglicht. Um diesen Schatz zu heben, habe ich das Forschungs- und Restaurierungsprojekt initiiert. Wichtig war mir dafür der interdisziplinäre Ansatz, also die enge Zusammenarbeit mit Restauratoren und Naturwissenschaftlern, um neben archivalischer Recherche, stilistischer Analyse auch durch technologische Untersuchungen und mit Hilfe naturwissenschaftliche Analysen tiefer in die Stücke einsteigen zu können.
Neben der Begleitung der Restaurierung der Möbel des Paradeappartements und dem Forschungsprojekt zu den an Latz zugeschriebenen Stücken, hat mich die letzten Jahre ein weiteres großes Projekt beschäftigt: Die Neukonzeption der Dauerausstellung zur angewandten Kunst im Klassizismus im Westflügel des Bergpalais von Schloss Pillnitz – den Kaiserzimmern. Dieses Appartement, das von 2017 bis 2020 aufwendig restauriert wurde, ist selbst ein Exponat, haben sich hier doch originale frühklassizistische Wandvertäfelungen aus der Zeit um 1791 erhalten – eine große Seltenheit in Sachsen. In diesem Projekt habe ich von der Begleitung der Restaurierung der Innenräume, über die Konzeption der neuen Dauerausstellung bis hin zu deren Umsetzung und der Vermittlung durch den Multimedia-Guide alle Schritte begleitet.
Seit Juni 2022 kann ich mich nun auf die Vorbereitung der für Oktober 2024 geplanten großen Sonderausstellung „Fait à Paris. Die Möbel des Kunsttischlers Jean-Pierre Latz am polnisch-sächsischen Hof“ konzentrieren. Die Sonderausstellung bildet den Abschluss des Forschungsprojektes und wird den bedeutenden Dresdner Bestand erstmals in einer Gesamtschau zeigen. Indem diese Ausstellung als Intervention in den Paraderäumen des Dresdner Residenzschlosses gezeigt werden wird, schließt sich für mich wieder der Kreis der Projekte.
Meine Passion sind Möbel und Inneneinrichtung mit dem Schwerpunkt in der zweiten Hälfte des 17. und dem gesamten 18. Jahrhundert. Jedoch habe ich immer wieder intensive Seitenblicke in die vorhergehenden und folgenden Jahrhunderte geworfen. Es fasziniert mich die Entstehungs- und Provenienzgeschichte von Stücken zu erforschen: Wie sind sie entstanden? Was prägte und beeinflusste ihr Erscheinungsbild? In welchem Kontext standen sie im Laufe ihrer Geschichte? Für meine Forschung finde ich den engen Austausch mit Restauratoren sehr wichtig, um die Stücke aus ihrem Innersten heraus zu verstehen.
Die Möbel des Paradeappartement im Dresdner Residenzschloss
A research and restoration project of the Museum of Decorative Arts Dresden (Staatliche Kunstsammlungen Dresden) within the broader framework of the first global special exhibition on Latz in 2024
Royal splendour behind the scene: the State bedchamber and it’s function in the Dresden Residence, Secrets of the Bedroom and the Boudoir/Haughton International Seminar, The British Academy, Carlton House Terrace, London, 15.10.2021
"Fait à Paris" and Made for Dresden. The furniture of the Ébéniste Jean-Pierre Latz in the Saxon Court Collection London, Furniture History Society Annual Lecture, Society of Antiquaries, Burlington House, London, 29.10.2019
„Fort du goût du Roy“. Die mobile Ausstattung des Paradeappartements des Dresdner Residenzschlosses, Tagung „Zwinger & Schloss – die Dresdner Residenz Augusts des Starken im europäischen Kontext (1694 – 1733)“, Dresden, Residenzschloss, 11.11.2017
The Saxon court-cabinetmaker Johann August Türpe (1810-1883), Furniture History Society Research Seminar, Furniture History Society, Wallace Collection, London, 20.11.2015
„En bordure de glace marquetterie“ – Louis XIV Spiegelrahmen mit Hinterglasmalerei. Eine Studie basierend auf Ankäufen des sächsischen Hofes um 1700, Institut für Kunstgeschichte der Universität Bern, 14.02.2014
Das Paradeappartement des Dresdner Residenzschlosses und der Pariser Ebenist Jean-Pierre Latz (1691-1754). Forschungen am Kunstgewerbemuseum, Mobile - Gesellschaft der Freunde für Möbel und Raumkunst e.V., Potsdam, 23.06.2013
Fort du goût du Roy – The acquisitions of French furniture by August the Strong and August III., Cente de recherches historiques sur les maîtres ébénistes et l'art décoratif français, Petit Palais - Musée des Beaux Arts [...], Paris, 27.09.2012
Christiane Ernek-van der Goes u. a., The three “pendules aux biches” in the collection of the Kunstgewerbemuseum Dresden. Workshop-report of the research and conservation project “Jean-Pierre Latz”, in: Techné 49 (2020), S. 44-48.
Christiane Ernek-van der Goes, Katharina Hummitzsch, Carry Bendin, „Nur nicht die Fassung verlieren“ Zum Umgang mit Überbronzierungen an zwei Gueridon-Gruppen, in: Dresdener Kunstblätter 63 (2019), Heft 4, S. 44-51.
Christiane Ernek-van der Goes, Blau statt Schwarz. Die Spiegel des Ersten Vorzimmers, in: Dresdener Kunstblätter 63 (2019), Heft 4, S. 34-43.
Christiane Ernek-van der Goes, “Das Schloß ist wohl meublirt und verdienen insbesondere die Paradezimmer, gesehen zu warden”. Eine kurze Geschichte des Dresdener Paradeappartements, in: Dresdener Kunstblätter 63 (2019), Heft 4, S. 6-13.
Christiane Ernek-van der Goes, Relikt und Reminiszenz: Die Silbergueridons der Porzellanpräsentation im Turmzimmer, in: Staatliche Kunstsammlungen Dresden, Anette Loesch (Hg.), Das Porzellankabinett im Hausmannsturm des Dresdner Residenzschlosses, Dresden 2019, S. 28-35.
Christiane Ernek-van der Goes, Clara von Engelhardt, “Jean-Pierre Latz. Fait à Paris”. Ein Werkstattbericht zum interdisziplinären Möbelforschungsprojekt des Kunstgewerbemuseums der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden, in: Museum Aktuell (2018), Nr. 250, S. 33-39.
Christiane Ernek-van der Goes, Vom Null- zum Sammlungsschwerpunkt. Die Beziehungen der Deutschen Werkstätten für Handwerkskunst mit dem Kunstgewerbemuseum und den Staatlichen Kunstsammlungen Dresden, in Dresdner Kunstblätter 62 (2018), Heft 3, S. 6-11.
Christiane Ernek-van der Goes, „En bordure de glace marqueterie“ - verre églomisé mirror frames from the Royal Palace in Dresden, in: Furniture History 52 (2016), S. 35-50.
Christiane Ernek-van der Goes, Fälschung als Empfehlung. Wie Johann August Türpe das Prädikat des Hofkunsttischlers erhielt, in: Dresdner Kunstblätter 60 (2016), Heft 3, 2016, S. 44-53.
Christiane Ernek-van der Goes, Frank Dornacher, Michele Cristale, Signierte Prunkstücke - erste Untersuchungsergebnisse zweier Pendule-Piedestal-Ensembles des Ebenisten Jean-Pierre Latz (1691 - 1754), in: Restauro 120 (2014), Heft 8, S. 14-21.
Christiane Ernek-van der Goes, Schwerpunktverlagerungen. Die Veränderung der Sammlungsstruktur und des Profils des Kunstgewerbemuseums nach 1945, in: Dresdener Kunstblätter 58 (2014), Heft 3, S. 20-29.
Christiane Ernek-van der Goes, "Gemacht zu Paris durch den ehrsamen Herren Latz …". Neueste Forschungsergebnisse zu zwei Uhren aus der Sammlung des Grafen Brühl, in: Dresdener Kunstblätter 58 (2014), Heft 2, S. 46-53.
Christiane Ernek-van der Goes, Pariser Prunkuhren aus dem Besitz des Grafen Brühl im Residenzschloss Dresden, in: Deutsche Gesellschaft für Chronometrie. Mitteilungen 130 (2012), S. 17-22.
Christiane Ernek-van der Goes, Pariser Prunkuhren aus dem Besitz des Grafen Brühl im Residenzschloss Dresden, in: Dresdener Kunstblätter 55 (2011), Heft 3, S. 176-184.
Christiane Ernek-van der Goes, Neochinoiserien in Sachsen. Das Gelbe Teezimmer in Schloss Pillnitz und das Chinesische Zimmer in Schloss Lichtenwalde - ein stilistischer Vergleich, in: Dirk Welich (Hg.), China in Schloss und Garten. Chinoise Architekturen und Innenräume, Dresden 2010, S. 227-236.
Christiane Ernek-van der Goes, Das Gelbe Teezimmer im Schloss Pillnitz - eine Neochinoiserie um 1900, in: Dresdener Kunstblätter 52 (2008), Heft 3, S. 170-180.
NEUE DINGE. Aktuelle Erwerbungen und junges Design, von 05/2010 bis 10/2010, SKD, Kunstgewerbemuseum, Schloss Pillnitz, Kurator/Projektkoordination/Ausstellungsorganisation
„Still-Life. Stillleben von alten Meistern und Gabriella Gerosa“, von 06/2009 bis 10/2009, SKD, Kunstgewerbemuseum, Schloss Pillnitz, gefördert durch Pro Helvetia, Ausstellungsassistenz/Projektkoordination/Projektorganisation